Der Begriff „Phytotherapie“ wurde von dem französischen Arzt Henri Leclerc (1870-1955) in die medizinische Wissenschaft eingeführt. In Deutschland bekanntgemacht wurde die moderne Phytotherapie durch die 1. Ausgabe des „Lehrbuch für Phytotherapie“ von Prof. Dr.med. R. F. Weiß im Jahre 1943.
Ein Phytopharmakon besteht in der Regel aus einem komplexen Gemisch aus mehreren Pflanzeninhaltsstoffen, wobei arzneimittelrechtlich die Gesamtheit der Inhaltsstoffe § 10 AMG 76 ist.
Zubereitung von Arzneipflanzen:
Von den rund 400 in der europäischen Phytotherapie genutzten Drogen stammen etwa
50% aus Wildsammlungen (z.B Teufelskrallenwurzel, Arnikablüten u.s.w)
40% aus Arzneipflanzenkulturen (z.B Kamillenblüten, Baldrianwurzel, u.sw)
10 % werden sowohl wild gesammelt als auch kultiviert (z.B Johanniskraut, Weidenrinde, Weißdornblätter mit Blüten)
Wirkstoffreiche Drogen müssen zum richtigen Zeitpunkt geerntet werde, der von Tageszeit und Wachstumsphase der Pflanzen abhängig ist. Sie müssen sorgfältig getrocknet werden, die Trockentemperatur sollt nicht über 80 C liegen. Die Lagerung sollte trocken, kühl, und lichtgeschützt sein.
Die Pflanzen können in flüssiger Form, als Teezubereitung oder als Tabletten eingenommen werden.
Pflanzliche Zubereitungen:
Aufguss (Infus): Hergestellt durch Übergießen der Droge mit kochendem Wasser und anschließendem Ziehenlassen. V.a bei fein zerkleinerten Pflanzenteile
Abkochen (Dekot): Hergestellt durch Aufkochen der Droge mit Wasser und anschließendem Ziehenlassen bei leichtem Kochen. Geeignet bei schwer löslichen Inhaltsstoffen und „harten“ Drogen.
Kaltansatz (Mazerat): Hergestellt durch mehrstündiges Stehenlassen der Droge in kaltem Wasser bei Raumtemperatur, vor Verwendung wird es kurz aufgekocht.Bevorzugt bei schleimstoffhaltigen Pflanzen, da Schleimstoffe hitzempfindlich sind.
Breiumschläge: Hergestellt wird der Brei aus meist feingeschnittener oder grob gepulverter Droge und Wasser (auch Milch,Essig). Er wird äußerlich als Breiumschlag angewandt und in Mull gepackt, wirkt je nach Inhaltsstoffen entzündungshemmend und schmerzstillend.
Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe:
Hier einige wichtige biologische, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe:
Ätherische Öle: Werden durch Wasserdampfdestillation aus Ätherischölpflanzen gewonne und meist in der Aromatherapie eingesetzt. Die meist ätherischen Öle wirken über die Atemwege auch auf die Bronchien und können helfen vorhandenen Schleim leichter abzuhusten. Oral eingenommen wirken sie auf den Magen-Darm Trakt, was den Magensaft sowie die Gallen- und Pankreasflüssigkeit in Gang setzt.
Alkaloide: Stickstoffverbindungen, , die sich biogenetisch aus Amnosäuren und Terpenen ableiten. Sie kommen in Berberitzengewächsen, Schmetterlingsblütlern, Nachtschattengewächsen u.s.w vor. Häufig wird eine primäre Wirkung auf das ZNS beobachtet.
Anthranoid: Typische anthranoideführende Pflanzen sind, Aloe, Faulbaum, Rhabarber oder Sennespflanze. Sie wirken Anregend auf die Darmperistaltik, wodurch es zu einer Stuhlentleerung kommt.
Cumarine: Es gibt an die 1000 Cumarinverbindungen, einige besitzen eine gerinnungshemmende, ödemhemmende und spasmolytische Wirkung.
Bittersoffe: Wirkung auf Speichel-,Magensaft- und Gallensekretion. Sie fördern den Appetit und wirken blähungstreibend. Enthalten in: Enzianwurzel, Wermutkraut, Chinarind.
Flavonoide: sekundäre Pflanzenstoffe die bestimmte Enzyme hemmen. Ihnen wird unter anderem antimikrobielle, antivirale und antioxidative Wirkung zugeschrieben. Für Silybin ( enthalten in der Mariendistel) sind antihepatotoxische Wirkungen bei mehreren Leberschädigungsmodellen nachgewiesen worden.
Gerbstoffe: Gerbstoffe wirken, reitzmildernd, entzündungs- und sekretionshemmend. Sie kommen inn der Eichenrinde, Gänsefingerkraut, Heidelbeere etc. vor. Man verwendet sie auch gerne für Spülungen bei Zahnfleischentzündungen und als Umschläge in der Wundbehandlung.
Glykoside: Die Herzwirksamen Glykoside besitzen einen Steroidgrundkörper und liegen in der Pflanze in der Regel glykosoidisch gebunden vor. Die Wirkung beruht auf einer Steigerung der Kotraktionskraft des Herzmuskels, die zur Senkung der Schlagfrequenz führt. Herzwirksame Glykoside (z.B im Saponine: Saponine sind chemisch durch einen Zucker- und Nichtzuckeranteil charakterisiert, sie besitzen eine emulgatorische Eigenschaft. Ihnen wird eine schleimlösende und auswurffördernde Wirkung zugeschrieben, wird bei festsitzendem Husten eingesetzt. Vorhanden z.B in der Rosskastanie, Seifenkraut und in der Schlüsselblume.
Schleimstoffe: Sie sind in allen Pflanzenteilen enthalten, in größeren Mengen jedoch in unterirdischen Organen als Reservestoffe. Äußerlich zur Behandlung von Ferunkeln, Geschwüren, Drüsenschwellungen und Entzündungen im Rachenraum. Innerlich dienen sie zur Behandlung von Magen- Darmerkrankungen, Verstopfungen und Durchfällen.
Möglichkeiten der Phytotherapie beim Tier
Bei den meisten Präparaten handelt es sich um Kombinationspräparate die Anwendungsgebiete sind z.B. Verstopfung, Infektionen der Haut und des Magens, Entzündungen der Gelenke, Muskeln und Sehnen. Da manche der Pflanzen ätherische Öle enthalten (Eukalyptus) sollte man sie nicht in Verbindung mit Homöopathie geben da diese in ihrer Wirkungsweise sonst behindert bzw. aufgehoben werden können.
Pferde können über Pflanzen und Heilkräuter gut behandelt werden, da sie als Pflanzenfresser in der Natur soweit das möglich ist, diese selbst aussuchen und nach Bedarf zu sich nehmen. Ausleitungen und Entgiftungen sind mit einigen Kräutermischungen gut durchzuführen, die Akzeptanz der Kräuter ist meist gut, man sollte am besten mit kleinen Mengen beginnen um das Pferd daran zu gewöhnen. Es gibt spezielle Kräuter für den Atmungstrakt, Magen und Darm, Stoffwechsel und als Ergänzung zu der täglichen Fütterung um das Immunsystem zu stärken und positiv auf den gesamten Organismus einzuwirken. Man kann kurmäßig bestimmte Kräuter über mehrere Wochen einsetzen, um den Stoffwechsel anzuregen z.B. während des Fellwechsels oder bei Erkrankungen der Atemwege, Magen-, Darmproblemen, Fell und Hufe ect. Auch zum inhalieren, als Tee oder Umschläge können Heilpflanzen gut eingesetzt werden, man sollte bei Allergikern abklären ob sie vertragen werden und immer die spezifische Verdauungsphysiologie der verschiedenen Tierarten berücksichtigen.